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Volle Ladung Kultur!


"Endlich wieder!“ könnte ein inoffizielles Motto des Abends lauten - die allgemeine Freude aller Beteiligten über den sehr gelungenen Abend machte vielleicht erst so richtig bewusst, wie sehr diese Veranstaltung im Schulleben der NBS in den letzten Jahren gefehlt hatte. Und so war auch das tatsächliche Motto des Abends („Aufbruch"“) hervorragend gewählt und wurde von den Schülerinnen und Schülern auf vielfältige Weise ausdrucksvoll interpretiert.

Den schwungvollen Auftakt prägte beim Warm-Up des Abends die Schulband mit ihrem abwechslungsreichen Programm von den Beatles über Hubert Kah und die Toten Hosen bis hin zu Revolverheld. Gleichzeitig konnten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher sich mit einem kleinen Imbiss und Getränken stärken, während die in der Ebene 2 ausgestellten Werke der Kunstkurse der J1 und J2 (betreuende Lehrerin: Franziska Teufel) zur Betrachtung einluden. Mit viel Kreativität und unterschiedlichsten Materialien präsentierten die jungen Künstler:innen ihre jeweils ganz persönliche Sichtweise zum Thema „Aufbruch“. Zentrales Thema waren hierbei die stark einengend empfundenen Beschränkungen durch die Pandemie. Beispielsweise machten menschliche Figuren, die in durchsichtigen Kuppeln voneinander isoliert an ihren Laptops sitzen, die Störungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen deutlich und zeigten gleichzeitig die Grenzen digitaler Kontaktaufnahme.

In einer spannend gestalteten Choreographie wechselten dann im Ablauf des Abends musikalische und theatralische Beiträge einander ab. Nachdem „die Glocke geschlagen hatte“ stimmten die Sängerinnen und Sänger (betreuende Lehrerin: Beate Vöhringer) das Publikum mit karibischen Klängen auf das zentrale Thema ein. „Aufbruch“ wurde musikalisch sowohl als Abschied interpretiert („Jamaica farewell“) wie auch als Sehnsucht nach neuen Welten und neuen Perspektiven („Über den Wolken“). Unter der Überschrift „Kunstlied trifft Rap“ präsentierten Simon Haßler (Abiturient des letzten Jahres als Gaststar) und Schülerinnen des Musikkurses der J2 in einem musikalisch kontrastierenden Beitrag das Thema Zukunft mit den vielen Möglichkeiten, die einem jungen Menschen offenstehen, die aber unter Umständen auch die Gefahr des Scheiterns bergen. Mit dem „Wellerman“ rundete ein neuseeländisches Shanty die gesungenen Beiträge wie auch den Abend insgesamt ab. Schöner, harmonischer Chorgesang, Solist:innen in der ganzen Bandbreite von herzerfrischender Begeisterung über in hingebungsvoller Konzentration gesungene Melodien bis hin zur perfekten Schönheit einer ausgebildeten Gesangsstimme – jeder Beitrag war auf seine Weise schön und berührend.

Bei der musikalischen Performance „Kehraus“ (eingeübt unter der Leitung von Referendarin Cornelia Plantard) stellten die Schülerinnen und Schüler des Musikkurses der Eingangsklassen eindrucksvoll ihr Rhythmusgefühl „am Besen“ unter Beweis und begeisterten die Zuschauer durch ihre mitreißende Vorstellung. Gleiches lässt sich auch vom Tanz des Sportkurses der J2 (betreuende Lehererin: Claudia Grncsó) sagen – die Freude über ihren gelungenen Auftritt konnte man Schülerinnen wie (mittanzender) Lehrerin ansehen.

Das thematische Rückgrat des Abends bildeten die Darbietungen der Literatur- und Theaterkurse der J1 und J2 (betreuende Lehrerin: Christine Biebl). Die teils völlig selbst erarbeiteten, teils auf literarischen Vorlagen von Franz Kafka und Friedrich Schiller basierenden Szenen beleuchteten dabei aus unterschiedlichen Perspektiven das Motto des Abends. "Aufbruch" wurde zum einen als eine sehr persönliche Sache gezeigt: Da muss sich das Individuum gegen von außen aufgedrängte Zuschreibungen à la „Du bist...“ mit einem lautstarken „Halt!“ zur Wehr setzen; darum kämpfen, die Orientierungslosigkeit nicht in Hoffnungslosigkeit („Gibs auf!“) umschlagen zu lassen oder sich von sozialer Fremdbestimmung durch Familie und Freunde zu emanzipieren. Aber auch zu den großen Themen der Zeit positionierten sich die Schülerinnen und Schüler eindrucksvoll und teils bemerkenswert differenziert: Da werden in Elisabeth I. und Maria Stuart zwei stolze Frauen präsentiert, denen die eigene Macht über alles geht und die Probleme zwischen Kirche und LGBTQ-Menschen als unnötige Scheindebatte („Am Ende zählt doch nur die Liebe!“) entlarvt; da meldet sich der misshandelte Planet Erde mit einem Hilferuf per Messengernachricht bei den Menschen – die sich, nicht nur beim Streit ums Erbe der verstorbenen Oma, öfter mal fragen sollten: „Gibt es denn nichts Wichtigeres als Geld?“ Schließlich darf das Publikum als Community über den von einer Protagonistin einzuschlagenden Lebensweg entscheiden – was soll es sein: Geld und Sicherheit oder ein eher riskantes Leben voll intensiver Erfahrungen? Oder vielleicht geht doch beides? Die vielen facettenreichen Perspektiven zum Thema „Aufbruch“, von den Schüler:innen der Literatur- und Theaterkurse auf äußerst kreative, engagierte, humorvolle und eindrückliche Weise präsentiert, wurden abschließend in einer Zusammenstellung der Leitsätze einer jeden Szene wie in einer Art Kanon aneinandergereiht noch einmal ins Gedächtnis gerufen.

Schulleiter Ingo Lütjohann dankte abschließend allen Mitwirkenden, insbesondere den fünf beteiligten Lehrerinnen, für den gelungenen Abend und das großartige Engagement und auch das Publikum sparte nicht mit Applaus.

(Andrea Kern)